Robotron PC1715

Restauration Robotron PC1715 – Teil 1

In meiner Vintage Computer Sammlung befindet sich schon länger ein Robotron PC1715. Dieser ist in einem schlechten Zustand. Das Gehäuse hat ein paar Dellen und Schrammen, sieht aber ganz gut aus. Der Monitor hat leider keinen Ständer. Optisch soweit ok aber nach dem einschalten passiert nichts, nur das Netzteil gibt ein paar grausige Geräusche von sich.

Robotron PC1715 nach der Restauration

Robotron war der Computerhersteller der DDR (Deutsche Demokratische Republik) und die Nummer Eins im Ostblock. Robotron produziere unter Embargo Bedingungen wirklich erstaunlich gute Computer, vom Büro PC bis zum Großrechner. Quasi jedes elektronische Bauteil musste selbst hergestellt werden. z.B. der U880 8-Bit Microprozessor Hergestellt vom VEB Mikroelektronik „Karl Marx“ Erfurt (abgekürzt MME; Betrieb im Kombinat Mikroelektronik Erfurt). Hier ist der Wikipedia Artikel. Der U880 werkelt auch im PC1715 in der Version UB880D mit 2,5 Mhz. Der Bürocomputer wurde vom VEB Büromaschinenwerk Sömmerda gebaut und 1984 vorgestellt.

Zum Computer selbst gehört noch ein Monitor K7222.25, eine Tastatur K7658 und ein Drucker. In der Tastatur selbst ist ein weiterer U880 8-Bit Microprozessor verbaut. Der Monitor wird über 12 Volt Spannung direkt vom PC Netzteil betrieben.

Technische Daten des Robotron PC1715: U880 CPU mit 2,5 Mhz, 64 KB RAM, 2 KB ROM, zwei 5,25 Zoll Diskettenlaufwerke bis 800 KB, Schnittstellen: Druckerschnittstelle V.24, zweite V.24 Schnittstelle, Anschluss für eine externe Laufwerkseinheit (EFS39), Monitor Auflösungen 64×16 oder 80×24 Zeichen, Betriebssysteme: SCP1715, CP/A1715, und andere.

Da der PC1715 nach dem einschalten keine Rekreationen zeigt, habe ich den Computer komplett zerlegt um an die Hauptplatine zu kommen. Auf dieser sind die Schnittstellen, CPU, Boot EPROM, RAM, Grafik IC und Zeichensatz EPROM untergebracht. Der Diskettencontroller ist auf einer separaten Platine untergebracht. Als erste Fehlerquelle hab ich das Netzteil in Verdacht. Also muss ich eine externe Spannungsquelle bauen. Die Hauptplatine benötigt für den betrieb 12 Volt positiv, 12 Volt negativ, 5 Volt positiv und 5 Volt negativ Spannung. Mit zwei externen Netzteilen war das also kein Problem. Ein ATX Netzteil und ein Labornetzteil für 5 Volt negativ Spannung mit der GND unter den Netzteilen getrennt ist. Die LEDs auf dem Board zeigen mir an, das alle benötigen Spannungen vorahnen sind.

Damit ich jetzt überhaut irgendwas testen kann brauche ich einen funktionierenden Monitor. Den Originalen Monitor K7222.25 hatte ich zwischendurch mit anderen Signalen getestet, dieser zeigt ein Bild allerdings geht er ab und zu aus und das Bild verläuft. Mit diesem Problem werde ich mich später beschäftigen. Also muss ich mir mit einer anderen Lösung behelfen. Ich habe diese Schaltung im Internet gefunden:

Damit besteht überhaut erst mal die Möglichkeit der Bildausgabe. Nun Spannung auf die Hauptplatine und erwartungsvoll auf den Bildschirm schauen. Nichts …. nichts …. dunkel. Auf dem Monitor war nichts zu sehen. Vielleicht könnte es ein Problem mit dem Videocontroller geben oder dem EPROM Zeichensatz. Was man wissen sollte: Der PC1715 gibt keine Zeichen auf dem Bildschirm aus wenn er nichts zum Booten findet. Also Boot EPROM raus und einen Speziellen RAMTEST EPROM rein. Diesen habe ich über das Robotronforum erhalten. Damit sollte auf jeden Fall eine Bildschirmausgabe gestartet werden, wenn der Videocontroller und der EPROM Zeichensatz funktioniert. Also Netzteile einschalten und … nichts, nichts, dunkel! Jetzt erinnere ich mich an einen Hinweis im Robotronforum, dass die Reihenfolge beim Einschalten der verschiedenen Spannungen entscheidend ist, für den Reset bestimmter Controller. Die 12 Volt positiv sollten als letztes kommen. Ich mache also ein Versuch und schalte die 12V positiv mit 2-3 Sekunden Verzögerung ein. BINGO! Plötzlich zeigte das Oszilloskop ein Videosignal aber auf dem Monitor war noch nichts zusehen. Dann kam was: Ein flackerndes Bild mit Punkten und Ziffern, der RAMTEST zeige sein Ergebnis. Geschafft, der PC1715 lebt wieder und nun kann es richtig los gehen. 🙂 Das Videosignal war extrem unsauber. Das konnte ich schnell beheben und lang nur an einem Kabel. Jetzt war ich neugierig ob der Diskettencontroller und die Laufwerke arbeiten. Also RAMTEST EPROM raus und den original Boot ERPROM rein. Einschalten … und BINGO! Er bootet von Diskette das SCP System.

Restauration Robotron PC1715 – Teil 2

Nach dem der PC1715 wieder booten konnte, war es an der Zeit den defekten RAM genauer zu untersuchen. Mit dem RAMTEST EPROM lässt sich der defekte RAM Chip bestimmen. Auf der Hauptplatine ist der RAM in 4 Blöcken mit je 8 Speicher Chips aufgeteilt. Nachdem der RAMTEST durchgelaufen ist, zeigt die Bildschirmausgabe folgendes Ergebnis: 00000000 01000000 00000000 00000000. Block 2 zeigt an der zweiten Stelle eine 1, also muss es der A40.10 DRAM sein, der ein Problem hat. Um den defekten Speicherchip auszutauschen, muss ich erst mal passenden Ersatz finden. Die genaue Bezeichnung lautet: KR565RU6G und stammt aus russischer Produktion. Es gibt einen Online Shop der alte und seltene ICs und andere Bauteile anbietet. Hier geht es zum Shop. Nachdem ich den KR565RU6G DRAM ausgetauscht zeigte der RAMTEST keine Fehler mehr.

Nun ist das Netzteil an der Reihe. Die Spannungsausgabe sollte 12V positiv, 12V negativ, 5V positiv und 5V negativ sein. Um überhaupt die Signale des Netzteils messen zu können, muss das Netzteil unter Last laufen. Dafür habe ich den PC1715 soweit es geht zusammengebaut und am Übergabestecker vom Netzteil zur Hauptplatine alle Leitungen nach außen gelegt um diese zu messen. Nach dem einschalten machte das Netzteil laute Geräusche und die Diskettenlaufwerks LEDs flackerten. Die Signale der Spannungsausgabe zeigen am Oszilloskop das 5V positiv und 12V positiv weit von Ihrem Sollwert entfernt sind. Bei dem genauen Betrachten der beiden Signale lag es nahe, dass vielleicht die Eingangskapazitäten defekt sind.

Im Eingangsbereich des Netzteils gab es einen Elko aus Blech, dieser zeigte nur noch ein paar nF. Ich hatte zwei passende 100µF Elkos die bis 400V fest sind vorrätig und tausche den Blech Elko aus. Die beiden Signale mit 12V und 5V sahen danach sauber aus. Auch die lauten Geräusche, die das Netzteil machte, waren verschwunden.

Nachdem der PC1715 größtenteils repariert war, konnte ich ihn wieder zusammenbauen. Vorher hatte ich das Gehäuse noch vollständig gereinigt.

Das Netzteil des PC1715 konnte nun auch den Monitor mit Spannung versorgen. Es war an der Zeit den Monitor K7222.25 genauer unter die Lupe zu nehmen. Das Fehlerbild war eindeutig, die Ausrichtung des Elektronenstrahls war vollkommen daneben. Ich untersuchte erst mal die Platinen der Bildausrichtung und fand hier einen zerbrochenen Ferritkern. Dieser gehörte zu einer kleinen Spule, mit etwas Sekundenkleber war die Reparatur schnell gemacht. Nach dem Einschalten zeigte sich ein gutes Bild. Allerdings wurde es nach ein paar Minuten dunkel und wanderte über den Bildschirmrand hinaus. Auch die Leistungsaufnahme stieg nach und nach an auf über 4,0A. Der Verdacht lag nahe, dass der Zeilentrafo im Hochspannungsbereich defekt war. Einen passenden Zeilentrafo zu bekommen ist nicht einfach. Es gibt die Möglichkeit ihn selber zu wickeln. Zum Glück konnte ich einen passenden Trafo besorgen und musste ihn nur noch umbauen. Nach dem Einbau des neuen umgebauten Zeilentrafos war das Bild des K7222.25 endlich Stabil. Nur die Leistungsaufnahme war noch etwas hoch. Einer der Schalttransistoren wurde sehr heiß. Nachdem ich diesen (Tesla KU607) ausgetauscht hatte, sank die Leistungsaufnahme und lag bei 1,0A.

Es ist soweit, die Reparatur ist abgeschlossen. Der Robotron PC1715 ist wieder vollständig betriebsbereit und kann vorgeführt werden. Bei der Gelegenheit möchte ich mich bei den Mitgliedern des Robotrontechnik Forums für die Unterstützung bedanken. Wer sich für die Geschichte von Robotron und deren Technik interessiert sollte unbedingt die Webseite https://www.robotrontechnik.de/ besuchen und im Rechenwerk Computer- & Technikmuseum Halle vorbei schauen http://www.rechenwerk-halle.de/.